Juri Andruchowytsch »Radio Nacht«
Der Autor im Gespräch mit Jörg Plath
Die Premiere von Juri Andruchowytschs neuem Roman »Radio Nacht« fand am 13. Dezember 2020 in der Ukraine statt: Der Angriffskrieg Russlands hatte schon begonnen, war aber noch nicht im Bewusstsein des Westens angekommen, die Revolution in Belarus war durch das Regime Lukaschenko bereits zerschlagen – und alle saßen im Lockdown fest. Es war also eine Premiere im Radio – und seitdem ist Juri Andruchowytsch ununterbrochen in allen Medien unterwegs, um gegen den Krieg in der Ukraine zu protestieren. Nun aber kommt er mit der soeben erschienenen deutschen Übersetzung seines Romans ins Literaturhaus Berlin, um »Radio Nacht« nicht im Radio, sondern auf der Bühne vorzustellen.
Protagonist ist der Pianist Josip Rotsky, ein Mann unklarer Identität, der in einem Schweizer Hotel für den Diktator seines Landes spielen muss – und dabei zum Attentäter wird. Geheimdienstler und andere Finsterlinge trachten ihm nach dem Leben. Mit seiner Geliebten Animé und dem Raben Edgar flieht er nach Griechenland und landet schließlichauf der Gefängnisinsel am Null-Meridian. Dort sendet seine »Radio Nacht« rund um die Uhr Musik, Poesie und Geschichten in die sich verfinsternde Welt. Über diese spricht Juri Andruchowytsch mit dem Radiomoderator (!) und Kulturjournalisten Jörg Plath.
Juri Andruchowytsch »Radio Nacht«. Aus dem Ukrainischen von Sabine Stöhr, Suhrkamp 2022