Sieglinde Geisel und Ilse Helbich im Gespräch mit Simone Schröder
In ihrem Essay »Gedankenspiele über die Gelassenheit« erzählt die 1923 geborene Schriftstellerin Ilse Helbich mit Weltwissen und Lebensvertrauen vom Älterwerden und dem, was damit im Idealfall einhergeht: Gelassenheit. Auch Dürrenmatts weltberühmte alte Dame bleibt gelassen, als sie in der gleichnamigen Tragikkomödie nach vielen Jahren in ihren Heimatort zurückkehrt, um mit Hilfe ihres Reichtums Rache für vergangenes Unrecht zu nehmen. Hier allerdings ist die Gelassenheit Teil ihrer Grausamkeit. In Dostojewskis Roman »Der Spieler« wiederum verfügt die Erbtante zwar über das Geld, das die anderen Figuren so gerne hätten, ihr jedoch gebricht es an der gelassenen Souveränität, die Alter und Geld eigentlich mit sich bringen müssten – sie verfällt trotz ihres Alters dem Spiel.
Wie es sich verhält mit der Gelassenheit des Alters, mit der Souveränität und der Grausamkeit der alten Damen, darüber sprechen in einer neuen Ausgabe unserer Reihe »Eine Frau wird älter« die Autorin Ilse Helbich und die Literaturkritikerin Sieglinde Geisel mit der Kulturwissenschaftlerin Simone Schröder.
Ilse Helbich »Gedankenspiele über die Gelassenheit« Droschl, 2021 und »Diesseits« Droschl, 2020
Friedrich Dürrenmatt »Der Besuch der alten Dame«, Diogenes, 1998 (EA 1956)
Fjodor Dostojewski »Der Spieler«. Neu übersetzt von Alexander Nitzberg, dtv, 2020 (EA 1867)