Chisako Wakatake »Jeder geht für sich allein«

Chisako Wakatake im Gespräch mit Katja Cassing

Mit 24 ging Momoko in die große Stadt, nach Tokyo, um die Zwänge der Provinz hinter sich zu lassen, um frei zu sein. Sie war sich für keine Arbeit zu schade, schuftete, passte sich an, gab sich, wie man es von ihr erwartete: folgsam, freundlich, auf Harmonie bedacht. Und schlug so unversehens den Weg ein, den die Gesellschaft ihr vorgab: Mann, Kinder, ein schönes Zuhause. Jetzt, mit 74, ihr Mann ist tot, die Kinder sind längst aus dem Haus, denkt Momoko nach. Über die Träume, die sie einst hatte. Über die Liebe. Über Einsamkeit. Über das Altern und den Tod. Und nach fünfzig Jahren Leben mit der Hochsprache kommt mit Macht wieder, was die junge Momoko in Tokyo immer für ein Stigma hielt: ihr Dialekt. Ihre Heimat. Für »Jeder geht für sich allein« wurde Chisako Wakatake, die mit ihrem Debüt in Japan bereits den Akutagawa-Preis erhielt, von der Litprom-Jury als LiBeraturpreisträgerin 2022 ausgezeichnet.

Es moderiert die Japanologin Katja Cassing.

Aus dem Japanischen simultan gedolmetscht von Mai Rapsch.

Chisako Wakatake »Jeder geht für sich allein«. Aus dem Japanischen von Jürgen Stalph, Cass Verlag 2022

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