»Gegen die Norm: Frauen in der Weimarer Republik«
Reihe: Literatur trifft Wissenschaft
Mit Christina von Braun und Aris Fioretos
Moderation: Dorothea Westphal
Sie trugen Bubikopf, kurze Kleider und rauchten Zigaretten – und eine hatte als erste Frau die Pilotenlizenz erworben. Die erste Pilotin Deutschlands, Melli Beese, steckt hinter der Hauptfigur in dem neuen Roman des schwedischen Autors Aris Fioretos »Nelly B’s Herz«. Auch Nelly B. hat Kohlensäure im Blut, ihr ist das Fliegen wichtiger als das Leben – bis ihr der Arzt wegen einer Herzkrankheit das Fliegen verbietet. Ein biographischer Roman ist es dennoch nicht. Die Leerstellen in Melli Beeses kurzem Leben hat Aris Fioretos imaginativ gefüllt. So beschließt Nelly B., ein Leben zu führen, von dem ich nicht wusste, wie es sein mochte« und verliebt sich in eine Frau, die in der Werbebranche arbeitet. Beide Frauen entsprechen einem neuen Frauentypus, der aufkam, nachdem das Wahlrecht für Frauen 1918 die Geschlechterrollen ins Wanken gebracht hatte. Viele profitierten davon. Das neue Selbstbewusstsein der Frauen in der Weimarer Republik hat auch die Kulturwissenschaftlerin und Gendertheoretikerin Christina von Braun untersucht, u.a. in ihrem Buch »Nicht Ich. Logik Lüge Libido« – eine kulturhistorische Tour d’Horizon über Frauen, die nicht der Norm entsprachen und die interessante Tatsache, dass es meist Frauen waren, die aus der Rolle fielen.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit Deutschlandradio Kultur