Emilio Lussu »Marsch auf Rom und Umgebung«
Helena Janeczek im Gespräch mit Birgit Schönau und Janika Gelinek
Man soll es nicht übertreiben mit der Bedeutung von Jahrestagen, aber dass in Italien ziemlich genau 100 Jahre nach Mussolinis sogenanntem »Marsch auf Rom« mit Giorgia Meloni eine profaschistische Regierung an die Macht zu kommen droht, gibt leider sehr aktuellen Anlass, sich mit Emilio Lussus brillantem, witzigen Augenzeugenbericht von 1922 zu beschäftigen. Der sardische Schriftsteller, später im Widerstand und als Oppositionspolitiker aktiv, schildert nicht nur, wie Mussolinis dilettantisch zusammengestellte Truppen im Schlamm stecken blieben, während er selbst im Schlafwagen reiste, sondern auch, wie das Versagen der demokratischen Institutionen und das Stillhalten König Vittorio Emanueles Mussolinis Griff nach der Macht begünstigte.
Über den verhängnisvollen Jahrestag und seine Auswirkungen in der gegenwärtigen italienischen Politik spricht die italienische Autorin Helena Janeczek (»Das Mädchen mit der Leica«) mit der langjährigen Italienkorrespondentin Birgit Schönau, die aus Rom zugeschaltet wird. Janika Gelinek vom Literaturhaus Berlin moderiert.
Emilio Lussu »Marsch auf Rom und Umgebung«, Folio Verlag 2022 (EA 1932)