Grabungen im Stein: Clemens Meyer & Sergej Soloviev

Sprache ist Grabung. Auf unterschiedliche Weise erzählen der deutsche Romancier Clemens Meyer und der ukrainische Prosaist Sergej Soloviev von den Formationen, den Schichten der Wirklichkeit und ihrer Anverwandlung. Clemens Meyer, ein Meister des harten sozialen Realismus. Sergej Soloviev, eher ein Autor der Meditationen. Literatur ist eine Form der Meditation, um die Welt zu durchdringen, Realismus auch immer eine magische Form und beschwörende Formel. Beide verbindet die Imagination und die Genauigkeit der Beschreibung. Sequenzen der Unruhe auf der einen Seite, auf der anderen: Kontemplation. Oder um im Bild von Claude Lévi-Strauss zu bleiben: Das Harte und das Weiche, das Rohe und das Gekochte. Zwei scheinbar gegensätzliche Autoren treffen in Lesung und Gespräch aufeinander. 

Moderation: Wladimir Velminski, Autor und Wissenschaftler.  

 

Festival: »Das Minus-Schiff – Festival für Literatur in dystopischen Zeiten« I

Wie gestaltet man ein Festival der literarischen Zeitzeugenperspektive in Zeiten von Krieg, Klimakatastrophe und Pandemie? Die gesellschaftspolitischen Veränderungen der letzten Zeit, ihre Geschwindigkeit und Tragweite sind so heftig, dass wir aktuell wenig Raum für langfristige Analysen und Schlüsse, auch im Bereich der Literatur und Kunst erkennen. Stattdessen sehen wir die Möglichkeit für eine Reflektion zu den aktuellen Geschehnissen aus einer Zeitzeugen- und geschichtlichen Perspektive. Autor:innen sind nicht nur Zeitzeug:innen sondern auch biographische Geschichtenerzähler:innen, die den Lauf der Veränderungen wahrnehmen und ihre Erfahrungen, ihr Lebenswissen mittels ihrer Werke und ihrer Stimme dem literarisch interessierten Publikum präsentieren. Eine Zeitzeugenperspektive kann den Status Quo thematisieren, den Augenblick abbilden, die Symptome, die Verhältnisse aufdecken. Es geht dabei um den Veränderungsanspruch von Literatur auf der einen Seite und die Fragestellung: Wie weitermachen? Beim »Das Minus-Schiff – Festival für Literatur in dystopischen Zeiten« kommen Autor:innen aus Deutschland, Russland und der Ukraine zusammen, die in literarischen Begegnungen mit ihren Gesprächspartnern ihre Texte vorstellen und sich zu einem gemeinsamen thematischen Schwerpunkt austauschen.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem VFSV e.V., SLoG e.V. und auslandSPRACHEN, großzügig gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa

Weitere Sendungen

»Gittersee« mit Charlotte Gneuß

Junge Literatur als Homestory: Wir besuchen Charlotte Gneuß in Berlin und besprechen »Gittersee« (S. Fischer). Darum geht’s: 1976, im Dresdner Vorort Gittersee: Karin ist 16,