»Doppelrollen im Literaturbetrieb«

Mit Johannes Franzen, Christiane Frohmann, Lea Schneider, Hanna Hamel und Eva Stubenrauch

 

Die Digitalisierung verändert den Literaturbetrieb. Das betrifft einerseits die Literatur selbst, die neuen Produktions-, Distributions- und Rezeptionsbedingungen unterliegt, andererseits aber auch den Umgang mit Literatur, der heute von veränderten kritischen Praktiken, Rollenbildern und Öffentlichkeitsformaten geprägt ist. Wo Hierarchien zunehmend abgebaut werden, wird Literatur zu einem ›ubiquitären‹ Phänomen (Schulze), das Schnittstellen mit anderen Diskursen ausbildet und die tradierte Aufgabenverteilung im Literaturbetrieb infrage stellt. Insbesondere die sozialen Medien lassen die Grenzen zwischen Autorschaft, Literaturkritik und Literaturwissenschaft verschwimmen und kreieren Rollenhybride, die vormals getrennte Kompetenzen in einer Person vereinen. Die neue Nähe von Schreiben, Bewerten und Analysieren birgt Chancen und Risiken, wenn zum Beispiel gesteigerte Sichtbarkeit auch größere Angriffsflächen bietet und zu mehr Vorsicht führt oder die Aktivität in sozialen Netzwerken mit dem alten Primat kritischer Distanz kollidiert. Gerade im Kontext neuer sozialer Phänomene wie beispielsweise dem der »Stilgemeinschaften« (Baßler) und ihrer Verbindung von Ethik und Ästhetik stellen sich Fragen nach Materialzugang und Reichweite, nach Neutralität und Engagement in neuer Weise.

Die Veranstaltung stellt mit Lea Schneider, Christiane Frohmann und Johannes Franzen drei Akteur:innen aufs Podium, die im Gespräch ihre Doppelrollen im Literaturbetrieb reflektieren. Wie sich digitale Publikationsformate und Öffentlichkeitsstrukturen auf die Wahrnehmung, Trennung und Vermischung von Rollen auswirken, steht dabei ebenso zur Debatte wie die historische Differenz dieser postdigitalen Doppelrollen zu tradierten Hybrididentitäten wie denen des ›engagierten Schriftstellers‹ oder der ›Akademikerin im Feuilleton‹.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung als Teil der Reihe Spielräume der Gegenwartsliteratur

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