Immer dieser Woyzeck!

John von Düffel & Chris Verfuß sprechen über Georg Büchners »Woyzeck«

Georg Büchners »Woyzeck« ist bis heute eines der meistgespielten und einflussreichsten Dramen der deutschen Literatur – und wird in Berlin sogar als Deutschlektüre im Abitur behandelt. Warum wird dieser Text, der seit dem Tod des Autors 1837 nur als Fragment vorliegt, bis heute als Klassiker verstanden? Was an der dramatischen Geschichte um den Soldaten Franz Woyzeck und seine Freundin Marie kann uns, und heutige Jugendliche, fast 200 Jahre später noch ansprechen?

Zeitungsberichte über mehrere Frauenmorde und die entsprechenden Gerichtsprozesse hatten seinerzeit den Anstoß gegeben für Georg Büchners »Woyzeck«. In seinem Drama geht es um Eifersucht, um Gewalt an Frauen, um gesellschaftlichen Druck, um psychische Labilität und die Abhängigkeit menschlicher Existenz von äußeren Umständen – und vieles daran ist leider noch immer sehr relevant. Wie denken wir im Jahr 2023 über die Schuldfähigkeit eines Mannes, der durch die sozialen Umstände in eine seelische Katastrophe gerät, oder über eine Frau, die doch nur den sozialen Aufstieg für sich und ihr Kind sucht? Und dennoch: Gibt es nicht viel aktuellere Stücke und Bücher, die man in der Schule zu diesen Themen lieber lesen würde?

Der Dramaturg, Autor und Professor für Szenisches Schreiben John von Düffel war selbst an zwei unterschiedlichen »Woyzeck«-Produktionen beteiligt und spricht im Gespräch mit Chris Verfuß darüber, warum es unbedingt gewinnbringend sein kann, das Stück heute noch zu spielen oder zu lesen: »Es geht um den lebendigen Kern eines Stückes – in jedem Klassiker steckt eine große Gewalt!« Eine Veranstaltung, die sich an alle Interessierten und ausdrücklich auch an Berliner Deutschlehrer:innen richtet. John von Düffel freut sich auf »die Befreiung des Stoffes aus dem Klausurtunnelblick« und eine angeregte Diskussion!

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