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Ein Abend über die unterschiedlichen Stile und Sprachen des Exils, die Sorge um die in der einstigen Heimat Zurückgebliebenen und das schwierige Privileg, dem Schrecken, der in den eigenen Werken zur Sprache kommt, entgangen zu sein. Darüber sprechen Najat Abed Alsamad und Taqi Akhlaqi mit der Redakteurin von Sinn & Form Elisa Primavera-Lévy. In deutscher und arabischer Sprache mit deutscher Simultanübersetzung von Günther Ort.

Feminizide sind Morde an Frauen, weil sie Frauen sind. Was schwer zu begreifen ist, lässt sich noch schwerer in Worte fassen. Die mexikanische Autorin Gabriela Damián Miravete hat es allerdings geschafft, dem strukturellen Problem mit ihrer Kurzgeschichte »Soñarán en el jardín« (2015) ein literarisches Denkmal zu bauen. Sie gibt Leser:innen in ihrer Science-Ficiton-Erzählung Hoffnung auf eine Welt ohne Feminizide.

Ein Climate-Fiction-Thriller über die Zukunft des Klima-Aktivismus, spannend, kritisch und aktuell. Die Autorin Johanna Stromann will einen Roman über Klima-Aktivisten schreiben. Doch die Recherche erweist sich als gefährlich, denn der Staat versucht, die Proteste mit Gewalt zu unterdrücken. Bald ist es Johanna nicht mehr möglich, neutral am Rand zu stehen und nur zu dokumentieren.

Der Autor im Gespräch mit Senthuran Varatharajah

Nach seinem gefeierten Debüt »Hund Wolf Schakal« legt Behzad Karim Khani mit einem zweiten Roman nach. Ein Roman über ein tristes Land. Über die Diaspora als Heimat. Und über die Freiheit im Fremdsein.

Jetzt, da die sogenannte Zeitenwende fortwährend ausgerufen wird und längst auch die Militarisierung der Zivilgesellschaft begonnen hat, ist eine kritische Lektüre von »In Stahlgewittern« dringend erforderlich. Ingar Solty, Experte für Friedens- und Sicherheitspolitik, diskutiert mit Wolfgang M. Schmitt über das streitbare Meisterwerk, das vor allem Linksliberale stets erschaudern ließ. Was hat das Werk zur »Zeitenwende« zu sagen, und warum fürchten sich noch immer so viele vor Ernst Jünger?

Lisa Krusche erzählt in ihrem Debütroman »Unsere anarchistischen Herzen« von den Zumutungen des gegenwärtigen Lebens. Wie soll man eigentlich rebellieren, wenn sich alles schon verloren anfühlt? Was einem bleibt, ist die Freundschaft. Und die entwickelt eine explosive Kraft.

In Duygu Ağals Debütroman geht es um lesbische Liebe, Hamburg vs. Berlin, Frauenfußball, Gewalt und Verzweiflung, aber auch um Emanzipation und Freundschaften. Darüber spricht Duygu Ağal mit der auch als DJ arbeitenden Musikkuratorin Tmnit Ghide.

»Schön ist die Nacht« ist ein Roman über die westdeutschen Siebzigerjahre, der Roman einer ganzen sozialen Klasse. Zwischen ihren nach Emanzipation strebenden Frauen und streikwilligen »Gastarbeitern«, zwischen ihnen entgleitenden Kindern und sie unter Druck setzenden Chefs, zwischen Spekulantenträumen und Baustellenwirklichkeit führen Willy und Horst aussichtslose Kämpfe um ihren Anteil am Wohlstand. Müssen wir sie uns als glückliche Menschen vorstellen?

TAG ZWEI

Das Festival »Dengê min tê te? Hörst du mich?« im Literaturhaus Berlin bietet eine Bühne für international bekannte und bisher ungehörte Stimmen der Literatur und Kunst im kurdischen Kontext. Das Festival wirft einen kritischen Blick auf den Begriff der »Exilliteratur«. Gemeinsam wollen wir die Grenzen des Exils ausloten: Leben wir schon in einer «post-Exil-Welt«? Das Festival will die Verbindungslinien zwischen Exil, Diaspora und Transnationalismus nachzeichnen und aufzeigen und versteht sich als eine Plattform für Austausch.

was sehen wir, wenn wir nach oben schauen? sehen wir alle die gleichen wolken und den gleichen himmel? Namarig Abkr und சிந்துஜன் வரதராஜா untersuchen anhand von erfahrungen aus darfur und eelam, wo der tod unter anderem aus der luft kommt, wie unterdrückte gruppen den himmel über ihnen lesen, hören, fühlen, interpretieren und sich davor schützen.

Über die Möglichkeit und Unmöglichkeit, mit der existentiellen Grenzsituation des Krieges literarisch umzugehen, sprechen die Dichterin, Übersetzerin und Herausgeberin Tania Rodionova und der Dichter und Musiker Jurij Bondartschuk mit dem Dichter und Herausgeber Asmus Trautsch.

Ronya Othmanns neuer Roman »Vierundsiebzig« ist eine Reise zu den Ursprüngen und Tatorten des Genozids an der êzîdischen Bevölkerung, verübt 2014 in Shingal von Kämpfern des IS. Eine Recherche, die in die Camps und an die Frontlinien führt, in die Wohnzimmer der Verwandten und weiter in ein êzîdisches Dorf in der Türkei, in dem heute niemand mehr lebt. Es geht darum, hinzusehen, zuzuhören, Zeugnis abzulegen, Bilder und Berichte mit der eigenen Geschichte zu verbinden – dem Leben als Journalistin und Autorin in Deutschland.

Wie besiegt man größte Einsamkeit und tiefsten Schmerz? Wie rappelt man sich auf und schafft es, aus Ablehnung Selbstbehauptung zu machen? Ein junger Mann kehrt nach dem Tod der Mutter in seine Heimat zurück an die Küste Flanderns. Hier trifft er nach vielen Jahren seine erste große Liebe wieder, zugleich stellen sich schmerzhafte Erinnerungen an seine traumatische Kindheit ein. Seine Reise verbindet Coming-Out, Liebesgeschichte, Abschied von der Vergangenheit und hoffnungsvollen Neubeginn auf eindrucksvolle Weise.

Oksana Sabuzhko, geb. 1960 in Luzk, ist Schriftstellerin, Dichterin, Publizistin, Philosophin und Preisträgerin zahlreicher renommierter Preise und Auszeichnungen. Im Herbst 2022 erschien im Literaturverlag Droschl ihr Essay »Die längste Buchtour«. Darin erforscht sie die Ursprünge des russischen Krieges gegen die Ukraine, indem sie die Geschichte der russisch-ukrainischen Beziehungen seit dem 18. Jahrhundert mit eigenen Reflexionen und Erinnerungen verbindet.

Georg Büchners »Woyzeck« ist bis heute eines der meistgespielten und einflussreichsten Dramen der deutschen Literatur – und wird in Berlin sogar als Deutschlektüre im Abitur behandelt. Warum wird dieser Text, der seit dem Tod des Autors 1837 nur als Fragment vorliegt, bis heute als Klassiker verstanden? Was an der dramatischen Geschichte um den Soldaten Franz Woyzeck und seine Freundin Marie kann uns, und heutige Jugendliche, fast 200 Jahre später noch ansprechen?

Andrij Ljubka, geb. 1987 in Riga, schreibt Gedichte und Prosa und ist Übersetzer. Im April 2022 stellte Ljubka aufgrund des russischen Überfalls das Schreiben ein und begann die Truppen an der Front durch die Organisation von Autos zu unterstützen. Im Gespräch mit der Sprachwissenschaftlerin Vitalina Buran spricht Andrij Ljubka über Sinn und Unmöglichkeit des Schreibens im Krieg. Die Veranstaltung findet auf Ukrainisch statt und wird von Sofiya Onufriv simultan ins Deutsche übertragen.

Оксана Забужко (нар. у 1960 році у Луцьку) – письменниця, поетка, публіцистка, філософиня, лауреатка численних престижних премій і нагород. Восени 2022 року у видавництві Literaturverlag Droschl був опублікований есей Оксани Забужко «Найдовша подорож», в якому вона розглядає витоки війни в Україні, поєднуючи історичні відомості про російсько-українські стосунки впродовж трьохсотріччя з власними рефлексіями й спогадами.

Louise Kennedys international gefeierter Roman erzählt von einer tief gespaltenen Gesellschaft, von einem Konflikt, dessen Wunden bis heute nicht geheilt sind, von Menschen, die versuchen, inmitten täglich stattfindender Gewalt ein normales Leben zu führen. Darüber spricht die Autorin mit dem Übersetzer Bernhard Robben.

Den Auftakt der Reihe »Stimmen aus der Ukraine 2023« bilden der Schriftsteller Artem Tschech und die Lyrikerin Iryna Tsilyk. Das Ehepaar lebt normalerweise zusammen in Kiew, aber aufgrund des Krieges ist gerade nichts normal. Trotzdem wollen sie über das Schreiben und Leben im Krieg zu erzählen.

Diaty Diallos Debütroman porträtiert die durch systematischen Rassismus und Polizeigewalt geprägte gesellschaftliche Realität Frankreichs. In einem ganz eigenen, am Slang orientierten Stil beschreibt sie, wie das oft absichtliche Versagen von Behörden und Gesetzgebern rassistischem Verhalten Raum gibt und macht die Bedrohung anschaulich, der gerade Schwarze und Araber tagtäglich auf Polizeirevieren, bei Straßenpatroullien und in den Gefängniszellen der rauen Vororte ausgesetzt sind.

Андрій Любка народився у 1987 році у Ризі, пише поезію та прозу, перекладач. У квітні 2022 року Андрій Любка зробив паузу у літературній роботі через російське вторгнення і почав підтримувати українську армію, організовуючи купівлю автівок та їх доставку українським військовим на фронт.

Der Autor im Gespräch mit Dinah Riese
Gewalt ist ein Wort, das schematisiert, ein Begriff, der offenen oder verborgenen Schrecken bereithält, von der Hand, die »ausrutscht« bis hin zu schwerer psychischer und physischer Aggression. Jo Frank findet berührende, ­bildstarke­ und treffende Worte für ein Tabu unserer Gesellschaft.

Literaturen im Exil

Najat Abed Alsamad und Taqi Akhlaqi im Gespräch mit Elisa Primavera-Lévy. Simultan gedolmetscht von Günther Orth Die syrisch-drusische Schriftstellerin, Gynäkologin und Geburtshelferin Najat

»Den Krieg übersetzen«

Tania Rodionova und Jurij Bondartschuk im Gespräch mit Asmus Trautsch. Aus dem Ukrainischen gedolmetscht von Anna Kolomiytseva Kann ein Land sich Poesie in

Ronya Othmann »Vierundsiebzig«

Die Autorin im Gespräch mit Düzen Tekkal Ronya Othmanns neuer Roman »Vierundsiebzig« ist eine Reise zu den Ursprüngen und Tatorten des Genozids an

Angelo Tijssens »An Rändern«

Der Autor im Gespräch mit Daniel Schreiber. Es liest Felix Goeser. Eine Veranstaltung auf Englisch und Deutsch Wie besiegt man größte Einsamkeit und

Oksana Sabuschko »Die längste Buchtour«

Oksana Sabuschko »Die längste Buchtour« Stimmen aus der Ukraine 2023 Moderiert von Kateryna Rietz-Rakul Auf Ukrainisch mit deutscher Simultanübersetzung von Sofiya Onufriv Oksana

Chris Verfuß und John von Düffel lesen eine Szene aus »Woyzeck«.

Immer dieser Woyzeck!

Immer dieser Woyzeck! John von Düffel & Chris Verfuß sprechen über Georg Büchners »Woyzeck« Georg Büchners »Woyzeck« ist bis heute eines der meistgespielten

Der Autor Andrij Ljubka auf der Bühne des Literaturhaus Berlin.

Andrij Ljubka »State of War«

Andrij Ljubka »State of War« Stimmen aus der Ukraine 2023 Moderiert von Vitalina Buran Auf Ukrainisch mit deutscher Simultanübersetzung von Sofiya Onufriv Andrij

Die Autorin Louise Kennedy liest aus der englischen Originalausgabe des Romans.

Louise Kennedy »Übertretung«

Louise Kennedy »Übertretung« Die Autorin im Gespräch mit Bernhard Robben. In englischer und deutscher Sprache Es ist 1975, und in Belfast eskaliert der

Jo Frank »Gewalt«

Gewalt ist ein Wort, das schematisiert, ein Begriff, der offenen oder verborgenen Schrecken bereithält, von der Hand, die »ausrutscht« bis hin zu schwerer