Werkstattgespräch: Hans Ulrich Gumbrecht mit Eva Geulen und Melanie Möller

Werkstattgespräch: Hans Ulrich Gumbrecht mit Eva Geulen und Melanie Möller

Hans Ulrich Gumbrecht spricht mit Eva Geulen (ZfL) und Melanie Möller (FU) über seine Neuübersetzung von Baltasar Graciáns »Handorakel«.

Gefördert mit Mitteln des Leibniz-Zentrums für Literatur- und Kulturforschung und der Freien Universität (Professur für klassische Latinistik).

00:00 ›Persona‹ und Schein – Artikulation der frühneuzeitlichen Subjektivität
11:40 Aufmerksamkeit und Krisenbewusstsein
22:40 Ökonomie der Interaktion und verräumlichtes Denken
34:01 Kontingenz und elliptische Sprache
48:00 Orakel als transzendentale Autorität
53:28 Rezeption – Gracián als Lebenshilfe?
01:03:26 Gracián übersetzen
01:09:28 Kalte ›persona‹? – Die deutsche Gracián-Rezeption
01:20:16 Schluss

Das 1647 erstmals veröffentlichte »Oráculo manual y arte de prudencia« gilt als bedeutendste Schrift des spanischen Jesuitenpredigers und Theologieprofessors Baltasar Gracián y Morales. Der wichtigste Vertreter des ›conceptismo‹ versammelt darin 300 aphoristische Maximen zum ›guten Leben‹, die einem deutschsprachigen Publikum bislang in der Übersetzung Arthur Schopenhauers von 1832 zugänglich waren. Hans Ulrich Gumbrechts 2020 bei Reclam erschienene Neuübersetzung des Handorakels hat sich eine größere Nähe zum kastilischen Original sowie die Herausarbeitung der Aktualität von Graciáns Gedanken zum Ziel gesetzt.

Hans Ulrich Gumbrecht promovierte 1971 in Konstanz bei Hans Robert Jauß und war von 1989–2018 Professor für Komparatistik an der Stanford University. Er wurde von mehreren deutschen und internationalen Universitäten mit Ehrendoktorwürden ausgezeichnet und lehrte weltweit als Gastprofessor. Sein Forschungsinteresse gilt insbesondere der französischen, spanischen und brasilianischen Literaturgeschichte, darüber hinaus beschäftigt er sich mit der westlichen Philosophietradition und Formen der ästhetischen Erfahrung in der Alltagskultur des 21. Jahrhunderts. In seiner Gegenwartsdiagnose prägte er den Begriff der ›breiten Gegenwart‹. Seit vielen Jahren ist Gumbrecht außerdem als Publizist aktiv. 2015 erhielt er den Kulturpreis seiner Geburtsstadt Würzburg.

Die Literaturwissenschaftlerin Eva Geulen ist die Direktorin des ZfL und Professorin für europäische Kultur- und Wissensgeschichte am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin.

Melanie Möller ist Professorin für Klassische Philologie mit Schwerpunkt Latinistik an der Freien Universität Berlin.

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